Hanfanbauer Werra Meißner

Nordhessischer Hanf

Fördervorhaben nach EIP Agri - Europäische Innovationspartnerschaften

Die Operationelle Gruppe „Hanfanbauer Werra-Meißner“ wird durch die EU im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP-Agri) und den Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2014 - 2020 (EPLR) für fünf Jahre (2019-2023) gefördert. Ziel der EIP-Agri ist, Innovationen zu entwickeln, um Nachhaltigkeit und Effizienz in der Landwirtschaft zu steigern. Der Bedarf für Innovationen kommt idealerweise aus der Praxis und Landwirte sind bei der Entwicklung von Lösungen aktiv beteiligt. In Operationellen Gruppen (OG) arbeiten Landwirte, Wissenschaftler, Berater, NGO und Wirtschaftspartner gemeinsam an der Entwicklung und Erprobung einer Innovationsidee.

Grundlage für die Förderung sind die „Richtlinien des Landes Hessen zur Förderung von Innovation und Zusammenarbeit in der Landwirtschaft und in ländlichen Gebieten" (RL - IZ) im Rahmen der „Förderung der ländlichen Entwicklung durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums (EPLR)“. Weitere Informationen erhalten Sie beim Hessischen Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt oder der Europäischen Kommission.

Lead Partner der OG Hanfanbauer Werra-Meißner und damit auch verantwortlich für die Durchführung und Koordination des Fördervorhabens ist der Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V..

Ziel des Fördervorhabens der OG Hanfanbauer Werra-Meißner ist es, eine regionale und vollständige Wertschöpfungskette im Hanfanbau zu etablieren. Vom Anbau als Hauptfrucht, über die Aufwertung als vollwertige Marktfrucht bis zur Vermarktung für ein neues wirtschaftliches Standbein der Hanfanbauer Werra-Meißner. Nach der Bewilligung des Vorhaben im Dezember 2018 ist die OG mit frischem Mut in die nun dritte Hanf-Anbauphase gestartet. Durch die Innovationspartnerschaft ist es der OG möglich Projekte anzugehen, welche wirtschaftlich in der Anfangsphase nicht zu tragen wären.

Herausforderungen für den Aufbau einer Wertschöpfungskette Hanf:

Trotz der vielen Verwendungsmöglichkeiten der einzelnen Pflanzenteile des Hanf gibt es in Deutschland kaum Anbaugebiete, da der Anbau der Kultur lange Zeit verboten war. Mittlerweile ist der Anbau von Nutzhanf unter strengen Auflagen möglich. Dadurch, dass für lange Zeit gar kein Hanf in Deutschland angebaut worden ist, sind für den Pflanzenbaustandort Deutschland bzw. Nordhessen keine angepassten Hanfsorten verfügbar. Außerdem sorgen hohe Transportkosten und lange Transportwege der Erntetechnick für eine Beeinträchtigung der Wirtschaftlichkeit des Hanfanbaus. Außerdem müssen bei der Fördertechnik, der Trocknung und Lagerung verschiedene Ansprüche erfüllt werden und die für die bereits etablierten Sorten angepasste Technik nachgerüstet werden.

Konkrete Ziele des Fördervorhabens zur Etablierung des Hanfanbaus im Werra-Meißner-Kreis

° Senkung der Transportkosten des Ernteguts durch eine Teilverbreitung vor Ort.
° Optimierung des Anbaus und Herausstellung standortangepasster Pflanzen.
° Anpassung der Verarbeitungs- und Erntetechnik.
° Optimierung der spezifischen Wege für die Aufbereitung des Samens.
° Hanfsamenvermehrung auf einer Teilfläche des Anbaugebietes.
° Verarbeitung der gesamten Hanfpflanze.

Durchführung

1. Feldversuche zu optimalen Standortbedingungen für Hanfsamen- und Stroh.
2. Aufbau von Kapazitäten zur Vorverarbeitung von Hanfstroh im Werra-Meißner Kreis zur Senkung der Transportkosten zum weiterverarbeitenden Betriebspartner.
3. Modifizierung von Erntemaschinen, angepasst an die Pressung von Hanfstroh, in Zusammenarbeit mit einer Landtechnikfirma und Erwerbung einer solchen Maschine.
4. Entwicklung von Verarbeitungsprozessen des Hanfsamens für die spezifischen Nutzungen (Saatgut, Tierfutter, Backware).
5. Aufbau eigener Vertriebsstrukturen für die Vermarktung der Hanfprodukte.

Der Aktionsplan

Im Zuge der Antragstellung zum Fördergeld hat die OG Hanfanbauer Werra-Meißner einen Aktionsplan erstellt. In dem Aktionsplan werden die Ziele und die geplante Durchführung des Fördergeld-Projektes dargestellt. Als Teile des Innovationsvorhabens hat die OG Arbeitspakte geschnürt. Die Arbeitspakete umfassen die Beschreibung und geplante Durchführung der Projekt-Schwerpunkte.

Arbeitspaket 1: Laufende Zusammenarbeit der OG.

Unter diesem Arbeitspaket werden die Laufende Zusammenarbeit der OG wie z.B. Koordinierung und Organisation der Gruppe, der regelmäßigen Treffen der OG und das Pflegen der Kontakte der OG zusammengefasst. Es sind sind alle OG Mitglieder beteiligt. Federführend ist der Lead-Partner der OG der Kreisbauernverband Werra-Meißner e.V..

Arbeitspaket 2: Hanf als Feldfrucht

Beim Anbau von Hanf als Feldfrucht gilt es herauszufinden welche Standorte im Werra-Meißner Kreis prädestiniert sind für den Anbau einer Zwei-Nutzungs Hanfsorte. Hanf wurde zwar in der Vergangenheit auch schon in Deutschland angebaut, dass ist aber so lange her, das die Feldfrucht in unserer heimischen Landwirtschaft ein Exot geworden ist. Es gibt also nicht wie beim Anbau von Weizen oder Mais an die verschiedenen Anbau-Standorte angepasste Sorten. Die OG muss also für die Region eigene Feldforschung betreiben und entsprechende Erfahrungen darüber sammeln, welche Sorte an den verschiedenen Standorten auf die dortigen Bedingungen reagiert. Gute Voraussetzung dafür ist, dass die OG Mitglieder über den gesamten Kreis verteilt sind und somit auf den unterschiedlichsten Standorten der Hanfanbau untersucht werden kann.

Arbeitspaket 3: Die Ernte und Verarbeitung des Hanfstrohs

Das Hanfstroh ist für die Landwirte der Einstieg zu dem gemeinsamen Projekt gewesen. Die größte Herausforderung innerhalb dieses Arbeitspaketes birgt sich in dem großen Transportvolumen und den daraus resultierenden hohen Transportkosten des Hanfstrohs. Es gilt also einen Weg zu finden das Transportvolumen des Hanfstrohs soweit zu minimieren, dass sich ein wirtschaftlicher Gewinn für die Hanfanbauer einstellen kann. Dies kann über die Vorverarbeitung der Hanffasern nach der Ernte des Hanfstrohs geschehen. Hier wird die Schäbe von der Faser getrennt, was eine Minimierung des Transportvolumen des Hanfstrohs um 80 Prozent bedeutet. 

Arbeitspaket 4: Der Hanfsamen

Der Hanf, den die OG Hanfanbauer Werra-Meißner erntet, ist kein medizinischer Hanf und ist damit als Lebensmittel zu vermarkten. In Zeiten von Super-Foods aus nah und fern ist der Hanf aus dem Werra-Meißner Kreis eine Super-Food Quelle aus nächster Nähe. So kann die Hanfsaat als Mehl oder Korn in Bäckereien Zutat in Brötchen sein oder gepresst als Öl für Salate oder andere Speisen verwendet werden. Ohne weitere Verarbeitung kann Hanf als Tierfutter in Körnermischungen für Tauben, Hühner oder andere Vögel angeboten werden. Eine Herausforderung im Bereich Hanfsaat ist außerdem die Saatgutgewinnung. In Hessen ist bisher noch kein Hanfsaatgut produziert worden, sodass die OG es sich zur Aufgabe gemacht hat Hanfsaatgut innerhalb der strengen Regularien zum Hanfanbau heimisch zu gewinnen. Denn das Saatgut wird zur Zeit hauptsächlich aus Frankreich und Polen importiert. 

Arbeitspaket 5: Vertrieb

Da die Nachfrage nach Hanf - ob Saat oder Faser noch nicht sehr hoch ist, ist innerhalb des Förderprojektes der Vertrieb und das erschließen neuer Vertriebswege eine maßgebliche Aufgabe. Hanf ist ein Nischenprodukt. Was eine große Chance ist, denn die Nischen die der Hanf als Faser, Schäbe oder Saat abdeckt sind zahlreich. Wichtig für die OG Hanfanbauer Werra-Meißner ist es, dass die Vermarktung nicht vom Zwischenhandel abhängig ist. Denn es ist nicht nur Ziel der OG für die Landwirte eine neue Feldfrucht im Anbau zur Diversifizierung und Erweiterung der Fruchtfolge zu etablieren, sondern auch neue Absatzwege zu erschließen um ein mögliches Standbein zu schaffen, dass zumindest nicht direkt und unabdingbar vom Weltmarkt abhängig macht.


 

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